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Sonntag, 27. August 2017

Gedanken zum Sonntag - Das Leben muss weiter gehen

Vor drei Tagen stand meine Welt plötzlich still - nach fast 4 Wochen des Wartens ist meine Oma friedlich eingeschlafen. Und auch wenn wir drauf vorbereitet waren, uns verabschiedet hatten und eigentlich schon 3 Jahre darauf gewartet haben war es ein Schlag. 
Lasst mich ehrlich sein, seit Donnerstag laufe ich oft wie betäubt durch die Gegend, vergesse Sachen oder bekomme sie einfach nicht mit. Immer wieder schweifen meine Gedanken ab, oft wirke ich teilnahmelos.

Vor 7 Jahren hatten wir die Situation schon einmal. Damals ist mein Opa plötzlich und überraschend gestorben. Er kam wegen einer Lappalie zur Überprüfung ins Krankenhaus, sollte eigentlich nach drei Tagen wieder raus, bekam die Nacht vorher einen Hirnschlag. Weitere zwei Tage später ist er gestorben, ebenfalls friedlich. Auch da hatten wir Zeit uns zu verabschieden, aber nur kurz. Mit meinen damals 15 Jahren war ich komplett überfordert, hab mich zurückgezogen, spontane Heulkrämpfe bekommen, war stundenlang weg ohne zu sagen was ich mache und war komplett reizbar. Kurz: Ich bin ständig mental zusammengebrochen. Für meine Eltern muss es sehr schwer gewesen sein, denn sie standen selbst unter Schock und wussten nicht wo ihnen der Kopf steht. Dazu dann noch eine eskalierende pubertierende Tochter.. Mir tut es im Nachhinein so leid. 

Doch das ist nun 7 Jahre her, ich bin älter und erwachsen geworden in der Zeit und hab meiner Mama versprochen, dass es diesmal anders wird. Dass ich nicht mehr so ausraste. Dass ich reifer reagiere.
Doch dieses mal kam es anders. Das wochenlange Warten ging uns allen an die Substanz. Und plötzlich war es meine sonst so starke Mama, die am Ende war und auch gegen Ende ständig Ausbrüche bekam. Diesmal war ich diejenige, die den kalten Kopf bewahren musste und hat, die alle aufgebaut hat und versucht hat etwas Arbeit abzunehmen. Mit meinen Gefühlen bin ich alleine klar gekommen. Natürlich habe ich sehr viel geweint - aber nur selten in Anwesenheit meiner Eltern. Ich weiß nicht, ob jemand nachvollziehen kann, wieso ich das getan habe. Aber es war für mich der richtige Weg.

Mittwoch bin ich zurück in meine Studienstadt - 500km von zu Hause. Und einen Tag später ja der Anruf. Und in mir brach es zusammen. Tagsüber konnte ich gar nicht weinen, denn es war ja eine Erlösung - für meine Oma, aber auch für uns alle. Richtig weinen konnte ich erst abends beim spazieren, wo ich den Gedanken freien Lauf lassen konnte und wo ich alleine war.

Es gibt keine Patentlösung, wie man mit der Traurigkeit und dem inneren Schmerz zurecht kommen kann. Ich persönlich tröste mich mit dem Gedanken, dass meine Großeltern nun wieder vereint sind, beide keine Schmerzen haben und über mich wachen. Vielleicht ist es ein kindischer Gedanke, aber ich glaube wirklich fest daran. Auch dass unsere verstorbenen Lieben zu Sternen werden und besonders hell für uns leuchten.
Ansonsten hab ich mir vorgenommen mich nicht wieder abzukapseln und zu verstecken. Meine Freunde helfen mir dabei mich abzulenken.

Jeder geht anders mit Trauer um. Wichtig ist nur, dass das Leben weitergehen muss, auch wenn es in einigen Situationen undenkbar erscheint. Aber es muss und es wird. Man darf sein eigenes Leben nicht aufgeben, sondern sollte jeden Moment nutzen und das Leben genießen. ABer es ist vollkommen okay sich auch mal zurückzuziehen und zu weinen.

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