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Sonntag, 23. Juli 2017

Gedanken zum Sonntag - Man muss auch mal Gefühl zulassen

Und schon wieder so ein Motivations-auf-und-ab-Beitrag, wie es sie in den Tagen so oft gibt.
Meine Tage sind geprägt von aufstehen, lernen, Mittag, lernen, Abendessen, lernen, Schlafen. Ein paar Tage geht sowas gut, aber irgendwann ist der Körper überlastet. Man schaut auf Instagram und sieht all die motivierten Posts, die Fortschritte, die freie Zeit die man sich gönnt.. Und man selber sitzt zu Hause und es überkommt einen Wut und Unzufriedenheit. Weil einfach nichts funktioniert. Weil man hinterher hängt, weil der Zeitplan nicht aufgeht, weil einfach nichts hängen bleibt.

Also, was macht man dagegen? Ich habe andere Posts durchgelesen und gehofft, dass mich diese Motivation mitreißt. Hat nicht geklappt. Ich hab versucht, mir zu sagen, dass ich gut bin und das schaffe. Aber ich hatte das Gefühl, mich selbst zu belügen. Ich habe Schokolade gegessen, weil Schokolade ja glücklich macht. Mir wurde schlecht.

Und dann kam der Moment, vor dem ich mich fürchte. Ich habe losgelassen. Ich habe meinen Gefühlen nachgegeben. Wer mich kennt, der weiß, dass ich das nicht gerne tu, dass ich Angst davor habe, dass ich mich lieber hinter einer Mauer verstecke. Doch diesmal hab ich losgelassen. Und ich habe geweint. Erst nur eine Träne, dann kam eine zweite, und nach ein paar Minuten flossen sie nur, leise, aber stetig. Ich weiß nicht, wie lange ich so da gesessen habe, mir kam es vor wie eine Stunde. In Wirklichkeit waren es wohl nur 10 oder 20 Minuten.

Doch danach hat sich etwas verändert in mir: Ich habe mich frei gefühlt. Alles, was auf meinen Schultern lastete, alle Angst vor dem Versagen, der gesamte Druck, alles ist von mir gefallen. Und ich habe mich besser gefühlt. Ich konnte mich mit einem befreiten Gefühl an die Arbeit mach.

Was.  ich euch damit sagen möchte?
Auch wenn es euch, wie mir, so geht, dass ihr schwer loslassen und schwer Gefühle zeigen könnt: Tut es. Lasst alles raus. Egal ob Tränen, wie in meinem Fall, Wut, Freude, Enttäuschung, Begeisterung. Lasst alles raus, denn danach wird es euch besser gehen. Auch ich werde mir das wieder öfter zu Herzen nehmen, denn zu oft schluckt man alle Emotionen runter und möchte einfach nur funktionieren.  

Donnerstag, 20. Juli 2017

Mein kleines Gedankennotizbuch - Damit das Negative nicht überwiegt

Grad wenn es auf die Prüfungen zu geht oder es einfach viel zu tun gibt kommt es oft vor, dass man niedergeschlagen ins Bett geht und das Gefühl hat, dass alles einfach schief geht. Dass den ganzen Tag über nur schlechtes passiert. Dass man einfach keinen Erfolg hat.
So geht es mir jedenfalls oft. Und das macht einen noch trauriger. Man möchte sich nur noch verkriechen.

So ging es mir sehr lange. Es ging sogar so weit, dass ich mich komplett zurückgezogen hab, versucht habe noch mehr zu lernen, noch mehr zu leisten, weniger mich abzulenken. Und ich wurde immer unglücklicher. Lächeln? War nur noch selten gesehen. Weggehen mit Freunden? Gott bewahre, die Zeit könnte ich ja viel besser nutzen. Einfach mal nichts tun? Daran war nicht zu denken.
Ohne es zu merken rutschte ich sozial immer mehr ab. Wie gesagt, sogar meine mentale Gesundheit musste darunter leiden. Ich wurde zickig, habe mich sofort angegriffen gefühlt und wollte mir auch nichts mehr von meinen Eltern sagen lassen, weil ich in jeder Äußerung Kritik gesehen habe. 

Meine Eltern wissen, dass ich komplett auf Notizbücher und Blöcke stehe. Ehrlich, ich kann kaum an einem schönen vorbei gehen. Sie haben mir mal eins mitgebracht, einfach so, auf dem steht: "Mein Notizbuch - Zum Festhalten fliegender Gedanken". Ein Bild hab ich euch im passenden Post auf Instagram hochgeladen, und einige kennen dieses Büchlein sicherlich aus meinen Storys. 

Ich glaube nicht, dass es meinen Eltern bewusst ist, aber mit dieser kleinen Geste haben sie mich aus meinem Tief rausgeholt. Oder zumindest den Anstoß dazu gegeben. 
Zuerst ist das Büchlein nur dekorativ gewesen. Es lag in der Schublade mit den vielen anderen unbeschriebenen Notizbüchern. Doch dann hab ich es nach ein paar Wochen rausgeholt und angeschaut. Nur angeschaut. Und wieder weggelegt, diesmal aber auf meinen Schreibtisch. Zwar am Rand, aber immerhin im Blickfeld. 

Eines Abends hab ich es wieder in die Hand genommen und den Spruch gelesen. Und plötzlich wirkte alles wie gesteuert, als wäre es so gewollt gewesen. Ich hab es aufgeschlagen und das Datum eingetragen. Und darunter ein paar Stichpunkte. Was mir halt so schönes am Tag wiederfahren ist. 
Und seit diesem Tag mach ich das jeden Abend vor dem Schlafengehen. Auch wenn es manchmal nur ein oder zwei Sachen sind. Oft sind es auch scheinbar unbedeutende Dinge: Einen Kaffee trinken mit einer guten Freundin und dabei lachen. Eine ganz liebe Nachricht am Morgen von meinem Partner. Wenn nach Tagen von Regen die Sonne geschienen hat. Dass ich meine To-Do Liste für die Uni bereits früher abgehakt hab und so noch mehr geschafft habe. Wenn ich lange Baden war. Oder auch, wenn ich einfach mal wieder mir die Zeit genommen hab um in einem guten Buch zu lesen.  Sogar, wenn ich mal länger geschlafen hab.
Halt alles, was mich glücklich gemacht habt, so klein es auch sein mag. 

Danach gehe ich ins Bett, beruhigt und mit dem Wissen, was alles Gutes heute passiert ist.
Im Alltag passiert so viel stressiges. Und um ehrlich zu sein behalten wir die negativen Sachen viel eher vor unsern Augen und erinnern uns daran. Die Guten hingegen gehen oft dabei unter und werden verdrängt.
Auf Dauer habe ich gemerkt, wie gut mir das Aufschreiben tut. Vielleicht nicht nach dem ersten Tag, auch nicht nach der ersten Woche, aber nach und nach habe ich gemerkt, dass es mir besser geht, ich glücklicher bin und besser Schlafen kann.

Ich bin aus meinem Tief rausgekommen und es hat sehr dabei geholfen,mir mein Glück jeden Abend vor Augen zu halten und so sehr oft mit einem Lächeln auf dem Gesicht einzuschlafen.

Sonntag, 16. Juli 2017

Gedanken zum Sonntag - Mädchen müssen rosa tragen. Oder etwa nicht?

Mädchen tragen rosa, Jungs tragen blau.
Mädchen mögen Pferde, Jungs mögen Fußball.
Mädchen schminken sich gerne und machen sich gegenseitig die Haare, Jungs fahren so früh wie es geht Moped und schauen sich Autos an.

Solche Sätze und noch viele mehr kennen wir doch alle. Auch ich durfte mir sowas immer anhören. Und wenn man sich so umsieht scheint es wirklich so zu sein.
Wenn ich mich an meine Grunschulzeit zurück erinnere, sehe ich vor meinem inneren Auge Grüppchen von Mädchen, die sich ihre neusten rosa Stifte zeigen, die an sich gegenseitig die ersten Flechtfrisuren üben, die vielleicht auch schon den ersten Lipgloss von der Tante geschenkt bekommen haben und die Pferdchen in der Pause spielen. Oder Mutter - Vater - Kind, wobei der Vater auch immer ein Mädchen war. 
Und dann, dann gabs da noch mich. Ich war das Mädchen, dass ihre langen blonden Locken zum Zopf zurück hatte, weil mich meine Haare im Gesicht gestört haben. Ich war jedes Mädchen, dass einen Ranzen mit Skatern in grün hatte, und nicht den pinken mit Pferdchen. Das Mädchen, dass in der Pause fangen gespielt hat, auf Bäume geklettert ist (und wieder runter gefallen), das mit den Jungs zusammen Fußball gespielt hat. Oh, und ich habe geweint, wenn ich was rosanes anziehen sollte. Aber ich hab es geliebt und meine Eltern haben mich nie versucht zu überreden, typisch Mädchen zu sein.

So ähnlich ging es auf dem Gymnasium weiter. Viele Mädchen gingen zum Reitunterricht. Oder zum Ballett. Das meist sogar mehrmals die Woche. Aber auch ich hatte ein sportliches Hobby: Ich war in einem gemischten Leistungsschwimm-Team. Irgendwann kam die Zeit, wo Glätteisen und SChminke das vorherrschende Thema bei den Mädels in meinem Jahrgang war. Das muss so in der 7. oder 8. Klasse gewesen sein. Natürlich wollte ich dann auch eins. Also hab ich zu Weihnachten ein Glätteisen bekommen und ganz motiviert mich vor. den Spiegel gestellt. Was soll ich sagen: Mit meinen ollen Wellen hat mir das viel zu lange gedauert. Und so ist das Glätteisen in die Schublade gewandert und erst wieder raus gekommen, als ich meinen ersten Freund hatte und auch mal zu einer "Party" gegangen bin. Da hat dann auch irgendwann das schminken begonnen. ABer halt nur am Wochenende, weil ich in der Woche zu faul war und lieber länger geschlafen hab. Wie oft wurde ich gefragt, wieso ich nicht typisch Mädchen sei und zB keine Kleider anziehe und mich doll schminke. Es hatte mich damals getroffen und ich habe meine Eltern gefragt, ob sie sich nicht schämen, weil ich nicht "normal" bin. Heute weiß ich, dass es kein "normal" gibt und das auch gut so ist.

Jedoch gibt es auch noch heute Dinge, bei denen ich komisch angeschaut werde. Meistens hat es mit meiner großen Leidenschaft zu tun: Fußball. Ich geh öfter mit Freunden in die Kneipe um Spiele zu schauen, die nur auf Sky kommen. Oft hören wir dann vom Nebentisch "Das arme Mädchen, muss mit den Kerlen Fußball schauen". Na die schauen doof, wenn ich dann aufspringe und jubel.
Oder eine andere Sache: Um meinen Verein zu Supporten, fahre ich so oft es geht zu Auswärtsspielen mit. (Ich wohne allerdings auch relativ weit von der Stadt, wo der Verein her kommt, weg). Oft werde ich doof angeschaut, es kommen unqualifizierte Kommentare in meine Richtung oder machomäßige Sprüche ala "Hey Froillein, soll ich dir mal die Abseitsregeln erklären?" Eine Frau im Auswärtsblock, wow. Mein Freund ist meistens auch mit dabei und amüsiert sich dann immer, wenn ich mich aufrege. Aber wegen sowas meine Leidenschaft aufgeben? Never! Und zum Glück kann ich beobachten, dass immer mehr Frauen und Mädchen mit zu Auswärtsspielen kommen.

Ich bin echt froh, dass meine Eltern mich nicht von Anfang an in eine Rolle reingedrängt haben. Jeder soltle selbst entscheiden, was er mag. Und an alle, die damals meinen Eltern geraten haben, mich mal mehr als Mädchen zu erziehen, weil ich sonst noch auf komische Wege geraten würde: ÄÄÄÄÄÄÄTSCH! Ich bin sehr wohl ein richtiges Mädchen, obwohl ich mit Pferden nichts anfangen kann und Fußball liebe. Trotzdem habe ich noch meine Liebe zur Schminke und zum frisieren gefunden. Jeder, wie er es mag. Lasst euch niemals von der Gesellschaft in ein Muster pressen.


Donnerstag, 13. Juli 2017

Das Erscheinen des neuen Vorlesungsverzeichnisses - und plötzlich kommt die Schnappatmung

Man ist grad gemütlich am Lernen für die Prüfungen, die bald anstehen, erinnert sich, dass man ja noch Sprechstundentermine zum Hausarbeitsthemen besprechen braucht und geht auf die Seminarshomepage. Und plötzlich steht oben rechts in der Ecke: Das neue Vorlesungsverzeichnis ist online, die Frist beginnt dann und dann.
Und plötzlich fährt mein Puls runter.

Diese altbekannte Verwirrung kommt hoch: Was brauche ich denn nächstes Semester? Was fehlt überhaupt noch? Habe ich alle Voraussetzungen für die neuen Seminare? Werde ich was finden, dass in meine Prüfungsschwerpunkte zumindest grob passt?
Also habe ich das Modulhandbuch gesucht. Dort gab es den Link zu einem idiotensicheren (haha) Studienleidfaden, also sehr vereinfacht. Also scrolle ich durch. Während ich mich frage, was denn daran vereinfacht sein soll (ich schwöre: das ist voll verwirrend geschrieben), hake ich vor meinem inneren Auge ab, was ich bisher habe und notiere mir ebenfalls vor meinem inneren Auge was ich noch alles belegen muss. 

Am Ende des Dokuments setzt die plötzliche Schnappatmung ein. Das ist viel weniger, als ich eigentlich dachte. Was? Wie? Hä? Eigentlich hänge ich doch hinterher... Aber anscheinend habe ich still und heimlich mehr belegt, wie eigentlich vorgesehen war, um meine Patzer am Anfang des Studiums auszubaden. Wäre ich nun übermotiviert (und hätte ein leichtes zweites Fach), könnte ich nun in einem Semester scheinfrei sein. IN EINEM. Man, da geht mir der Puls. Ich musste mich erstmal zurücklehnen und versuchen, ruhig zu atmen. Viele würden sich freuen, aber mir macht das grad unglaubliche Angst. Denn ich bin sehr sehr kritisch mit mir selber und weiß, dass ich noch nicht bereit bin für das Examen nicht einmal im entferntesten... Nada, Never.
Also werde ich es nun auf zwei Semester Minimum ausbreiten, lieber einen Gang langsamer machen und dafür gründlich und mit maximalen Erfolg. Außerdem möchte ich mich ab dem nächsten Semester mehr in Vorlesungen setzen, die mir was für das Examen bringen könnten.

Langsam geht mein Puls wieder normal, Atmung auch halbwegs und die Paniktränen sind auch wieder weg. Jetzt wird sich erst einmal auf die Prüfungen konzentriert.

Freitag, 7. Juli 2017

Der Besuch in der Oper - Wieso Kultur im Alltag wichtig ist

"Wer in schönen Dingen einen schönen Sinn entdeckt - der hat Kultur" (Oscar Wilde)

Wie oft denkt man doch, wie schön es mal wieder wäre, in das Theater zu gehen. Doch sattdessen bleibt man zu Hause, macht Netflix an, oder geht mal ins Kino. Man findet viele Ausflüchte, auch ich. Oft sag ich mir, dass ich ja eigentlich keine Zeit dafür hab, dass man das nicht so spontan planen kann, dass bestimmt niemand mit möchte, dass man sicher nichts findet, was einem genau dann gefällt und und und.
Erschreckenderweise war ich das letzte Mal vor über einem Jahr in einem Theater...

Doch Mittwoch, Mittwoch war es wieder soweit. Im Rahmen meines Brecht-Seminars ging es ins Nationaltheater Mannheim. Dort haben wir uns die Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny angeschaut. Als wir das auf dem Seminarplan gelesen haben, war meine Freude sofort groß.

Der Mittwoch kam, morgens war ich noch in der Uni und bin dann nach Hause, hab mich noch einmal hingelegt, damit ich abends auch fit bin. Danach ging es schon los: Haare machen, schminken, hübsches Kleid anziehen, hohe Schuhe an, Täschchen packen und auf zum Treffpunkt. Zum Glück ist einer aus meinem Seminar mit dem Auto nach Mannheim, denn es war echt warm und wie das mit den Zügen ist wissen wir ja wohl alle...

Angekommen haben wir uns die Einführung angehört, wo ein grober Überblick zu Brechts theatralischen Schaffen gegeben wurde. 
Ich muss sagen, dass ich mich bewusst dafür entschieden habe, vorher nicht zu lesen, worum es in der Oper ging. Ich weiß, dass das viele nicht verstehen können, aber ich möchte es euch erklären: Ich liebe einfach diese Reise, auf die man sich in einem Theater begibt, wenn man den Inhalt nicht kennt. Man fiebert ganz anders mit und wird immer wieder neu überrrascht. Außerdem geht man so ohne Erwartungshaltung rein, denn ich bin ein Mensch, der sich, wenn er vorher ein Werk gelesen hat, die Personen und die Art der ausgeführten Handlung sehr genau vorstellt. Und oft bin ich dann enttäuscht, wenn meine Erwartung und Vorstellung nicht umgesetzt wurde, dem gar widerspricht, was ja auch gar nicht schlimm sein muss.

Was soll ich sagen... Ich war beeindruckt von dem Stück. Es hat mich Szene für Szene neu überrascht, die Inszenierung war sehr dem Zeitgeist angepasst, und ich bin mir sicher, Brecht hätte seinen Spaß gehabt (vielleicht nicht an dem halbnackten Herren im silbernen Höschen an der Stange, aber auch das wäre sein Humor gewesen). Das Theater Mannheim hat ein klasse Bühnenbild mit wenigen Mitteln konzipiert, besonders das Ende hat mir richtig gut gefallen. Aber ich möchte nicht spoilern, falls jemand sich die Aufführung noch anschauen will. Es war eine beeindruckende Reise, für den Geist sowie für die Sinne. Ich hab gelacht, war gerührt und betroffen.

Aber es gab auch Sachen am Rande, die mich etwas entsetzt haben. Da war eine Schulklasse, schätzungsweise 10. Klasse, in zerrissener Hotpan und Lewis Shirt, mir dreckigen Chucks, die sich dann besonders über die älteren Leute lustig gemacht haben, die sich richtig rausgeputzt haben. Die das Stück mit Zwischenrufen probiert hat zu stören, die sich respektlos gegenüber den Darstellern und allen Mitwirkenden verhalten haben, indem sie, sobald das Stück zu Ende war, aufgestanden sind und die Leute am Rand gedrängt haben, sie durchzulassen, obwohl die Türen noch geschlossen waren. Sowas geht gar nicht.

Aber vielleicht kann man selber etwas dagegen wirken? Kein Kind geht gerne in die Oper, jedenfalls von sich aus. Wenn sie die Wahl hätten, würden sie das Kino vorziehen, am liebsten aber zu Hause bleiben. Als Außenstehender fällt es einem leicht, darüber die Nase zu rümpfen und zu reden. Hab ich auch, doch dann musste ich nachdenken: Auch ich war lange nicht in einem Theater. Und warum? Aus Bequemlichkeit. Dabei gibt es so viele tolle Aufführungen, mit denen man auch Kinder und Jugendliche für das Theater begeistern kann. Bei mir waren das zum Beispiel die Aufführungen von Die Dreigroschenoper und Ritas Education. Vielleicht sollte man als Eltern mal öfter mit Kindern ins Theater gehen, oder einfach mal selber wieder gehen. Was ich als angehende Lehrerin machen kann? Ein Theaterprojekt würde sich anbieten. Oder jedes Jahr vor Weihnachten einen gemeinsamen Theaterbesuch. Stücke suchen, die man auch im Unterricht behandeln kann.

Aber was jeder tun kann: In der Sache eine Art Vorbild darstellen. Und es wird sich lohnen, glaubt mir.
Denn ich habe gemerkt, wie gut mir dieser Abend getan hat. Grad in der Prüfungsphase tut es gut, mal raus zu kommen, an was anderes zu denken, für einen Abend abzuschalten. Aber nicht nur das Theater kann helfen, auch mal in ein Museum, ein Konzert besuchen oder einen Vortrag anhören, der nichts mit seinem eigentlichen Gebiet zu tun hat. Danach geht man mit freiem Kopf und frischer Motivation wieder an seine Arbeit.
Kultur ist wichtig, für jeden von uns. Daran sollte man festhalten und dafür sorgen, dass so etwas nicht ausstirbt.


Sonntag, 2. Juli 2017

Gedanken zum Sonntag - Wenn es bei allen andern scheinbar perfekt läuft

HalliHallo und willkommen zu einer neuen Folge von "Gedanken zum Sonntag"

Kennt ihr das, wenn sich euer komplettes Umfeld gefühlt verändert und weiterentwickelt und nur ihr gefühlt auf der Stelle steht?
So geht es mir momentan... 
Die ersten aus meinem Abijahrgang sind nun fertig mit ihrer Ausbildung oder haben ihren Bachelor in der Tasche. Von meinen Schulfreundinnen ist bereits eine seit knapp 2 Jahren verheiratet, zwei sind schwanger. Und ich? Ich trampel im Studium gefühlt auf der Stelle und bekomme Panikattacken, wenn ich an die Prüfungen denke.

Sonntag morgens schaue ich immer die Post von der Woche durch, die liegengeblieben ist. Und siehe da: schon wieder eine Einladung zu einer Hochzeit. Das ist dieses Jahr schon die dritte. Versteht mich nicht falsch, ich freue mich sehr für die Brautpaare. Aber für mich ist das noch unvorstellbar. Ich bin nun 22 Jahre alt, lebe seit 3,5 Jahren alleine und hab mir auch mein eigenes Leben aufgebaut, mit dem ich zufrieden bin. Doch dann kommt das aber
Aber manchmal fängt man an zu grübeln. Besonders dann, wenn man selber grad nicht zufrieden ist. Wenn einem alles zu viel wird. Wenn man an sich selber und seinen Zielen zweifelt. Wenn man anfängt zu überlegen, was alles hätte sein können, wenn man sich für einen anderen Weg entschieden hätte.

Doch was wäre dann anders? Und vor allem: Wäre wirklich alles besser, wenn ich in der Heimat geblieben wäre? Sicherlich wäre vieles einfacher. Mein Partner und ich müssten keine Fernbeziehung führen. Meine Eltern wären in der Nähe und würden mich unterstützen. Wer weiß: Vielleicht wäre ich dann schon verheiratet und würde Kinder planen?
Genau diese Gedanken zermürbten mich heute Mittag. Und zack, versinkt man im Selbstmitleid, Tee und Schokolade.

Eher zufällig hab ich Unterlagen durchgeschaut und hab meine Praktikumsmappe vom Praxissemester  in die Hände bekommen und die Beurteilung sowie kleine Briefchen von "meiner" mir anvertrauten Klasse gelesen, aber auch von anderen Schülern. Ob ihr es glaubt oder nicht: Augenblicklich wichen die Zweifel einem tollen Gefühl, dass ich kaum in Worte fassen kann. Ich glaube, am ehesten könnte man sagen, dass ich plötzlich stolz war. Stolz auf das, was ich erreicht habe bisher. Und auch stolz auf mich, dass ich alles so durchziehe und mich immer wieder aufrapple. 
Ein Leben kann nie durchgängig perfekt laufen - das wäre ja auch total langweilig. Und sind wir mal ehrlich: Ich als Ehefrau und Mutter mit 22? Hell no!
Das Leben ist schön, so wie es ist. Ich glaube, dass es dazu gehört, zu zweifeln. An sich selbst, an seinem Beruf oder seinem Studium, an dem gewählten Weg.
Wichtig ist nur, dass man im Endeffekt voll und ganz hinter dem Weg steht, den man gewählt hat und dem man geht, sowie hinter dem, was mich möchte und wer man selbst ist. 
Und mit diesem Selbstbewusstsein nehme ich wieder die Hochzeitseinladung in die Hand, wähle die Nummer meiner Freundin und teile ihr mit, wie sehr ich mich freue und dass ich sehr gerne mit meinem Partner zu der Hochzeit komme.