Dieses Blog durchsuchen

Sonntag, 16. Juli 2017

Gedanken zum Sonntag - Mädchen müssen rosa tragen. Oder etwa nicht?

Mädchen tragen rosa, Jungs tragen blau.
Mädchen mögen Pferde, Jungs mögen Fußball.
Mädchen schminken sich gerne und machen sich gegenseitig die Haare, Jungs fahren so früh wie es geht Moped und schauen sich Autos an.

Solche Sätze und noch viele mehr kennen wir doch alle. Auch ich durfte mir sowas immer anhören. Und wenn man sich so umsieht scheint es wirklich so zu sein.
Wenn ich mich an meine Grunschulzeit zurück erinnere, sehe ich vor meinem inneren Auge Grüppchen von Mädchen, die sich ihre neusten rosa Stifte zeigen, die an sich gegenseitig die ersten Flechtfrisuren üben, die vielleicht auch schon den ersten Lipgloss von der Tante geschenkt bekommen haben und die Pferdchen in der Pause spielen. Oder Mutter - Vater - Kind, wobei der Vater auch immer ein Mädchen war. 
Und dann, dann gabs da noch mich. Ich war das Mädchen, dass ihre langen blonden Locken zum Zopf zurück hatte, weil mich meine Haare im Gesicht gestört haben. Ich war jedes Mädchen, dass einen Ranzen mit Skatern in grün hatte, und nicht den pinken mit Pferdchen. Das Mädchen, dass in der Pause fangen gespielt hat, auf Bäume geklettert ist (und wieder runter gefallen), das mit den Jungs zusammen Fußball gespielt hat. Oh, und ich habe geweint, wenn ich was rosanes anziehen sollte. Aber ich hab es geliebt und meine Eltern haben mich nie versucht zu überreden, typisch Mädchen zu sein.

So ähnlich ging es auf dem Gymnasium weiter. Viele Mädchen gingen zum Reitunterricht. Oder zum Ballett. Das meist sogar mehrmals die Woche. Aber auch ich hatte ein sportliches Hobby: Ich war in einem gemischten Leistungsschwimm-Team. Irgendwann kam die Zeit, wo Glätteisen und SChminke das vorherrschende Thema bei den Mädels in meinem Jahrgang war. Das muss so in der 7. oder 8. Klasse gewesen sein. Natürlich wollte ich dann auch eins. Also hab ich zu Weihnachten ein Glätteisen bekommen und ganz motiviert mich vor. den Spiegel gestellt. Was soll ich sagen: Mit meinen ollen Wellen hat mir das viel zu lange gedauert. Und so ist das Glätteisen in die Schublade gewandert und erst wieder raus gekommen, als ich meinen ersten Freund hatte und auch mal zu einer "Party" gegangen bin. Da hat dann auch irgendwann das schminken begonnen. ABer halt nur am Wochenende, weil ich in der Woche zu faul war und lieber länger geschlafen hab. Wie oft wurde ich gefragt, wieso ich nicht typisch Mädchen sei und zB keine Kleider anziehe und mich doll schminke. Es hatte mich damals getroffen und ich habe meine Eltern gefragt, ob sie sich nicht schämen, weil ich nicht "normal" bin. Heute weiß ich, dass es kein "normal" gibt und das auch gut so ist.

Jedoch gibt es auch noch heute Dinge, bei denen ich komisch angeschaut werde. Meistens hat es mit meiner großen Leidenschaft zu tun: Fußball. Ich geh öfter mit Freunden in die Kneipe um Spiele zu schauen, die nur auf Sky kommen. Oft hören wir dann vom Nebentisch "Das arme Mädchen, muss mit den Kerlen Fußball schauen". Na die schauen doof, wenn ich dann aufspringe und jubel.
Oder eine andere Sache: Um meinen Verein zu Supporten, fahre ich so oft es geht zu Auswärtsspielen mit. (Ich wohne allerdings auch relativ weit von der Stadt, wo der Verein her kommt, weg). Oft werde ich doof angeschaut, es kommen unqualifizierte Kommentare in meine Richtung oder machomäßige Sprüche ala "Hey Froillein, soll ich dir mal die Abseitsregeln erklären?" Eine Frau im Auswärtsblock, wow. Mein Freund ist meistens auch mit dabei und amüsiert sich dann immer, wenn ich mich aufrege. Aber wegen sowas meine Leidenschaft aufgeben? Never! Und zum Glück kann ich beobachten, dass immer mehr Frauen und Mädchen mit zu Auswärtsspielen kommen.

Ich bin echt froh, dass meine Eltern mich nicht von Anfang an in eine Rolle reingedrängt haben. Jeder soltle selbst entscheiden, was er mag. Und an alle, die damals meinen Eltern geraten haben, mich mal mehr als Mädchen zu erziehen, weil ich sonst noch auf komische Wege geraten würde: ÄÄÄÄÄÄÄTSCH! Ich bin sehr wohl ein richtiges Mädchen, obwohl ich mit Pferden nichts anfangen kann und Fußball liebe. Trotzdem habe ich noch meine Liebe zur Schminke und zum frisieren gefunden. Jeder, wie er es mag. Lasst euch niemals von der Gesellschaft in ein Muster pressen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen