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Freitag, 7. Juli 2017

Der Besuch in der Oper - Wieso Kultur im Alltag wichtig ist

"Wer in schönen Dingen einen schönen Sinn entdeckt - der hat Kultur" (Oscar Wilde)

Wie oft denkt man doch, wie schön es mal wieder wäre, in das Theater zu gehen. Doch sattdessen bleibt man zu Hause, macht Netflix an, oder geht mal ins Kino. Man findet viele Ausflüchte, auch ich. Oft sag ich mir, dass ich ja eigentlich keine Zeit dafür hab, dass man das nicht so spontan planen kann, dass bestimmt niemand mit möchte, dass man sicher nichts findet, was einem genau dann gefällt und und und.
Erschreckenderweise war ich das letzte Mal vor über einem Jahr in einem Theater...

Doch Mittwoch, Mittwoch war es wieder soweit. Im Rahmen meines Brecht-Seminars ging es ins Nationaltheater Mannheim. Dort haben wir uns die Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny angeschaut. Als wir das auf dem Seminarplan gelesen haben, war meine Freude sofort groß.

Der Mittwoch kam, morgens war ich noch in der Uni und bin dann nach Hause, hab mich noch einmal hingelegt, damit ich abends auch fit bin. Danach ging es schon los: Haare machen, schminken, hübsches Kleid anziehen, hohe Schuhe an, Täschchen packen und auf zum Treffpunkt. Zum Glück ist einer aus meinem Seminar mit dem Auto nach Mannheim, denn es war echt warm und wie das mit den Zügen ist wissen wir ja wohl alle...

Angekommen haben wir uns die Einführung angehört, wo ein grober Überblick zu Brechts theatralischen Schaffen gegeben wurde. 
Ich muss sagen, dass ich mich bewusst dafür entschieden habe, vorher nicht zu lesen, worum es in der Oper ging. Ich weiß, dass das viele nicht verstehen können, aber ich möchte es euch erklären: Ich liebe einfach diese Reise, auf die man sich in einem Theater begibt, wenn man den Inhalt nicht kennt. Man fiebert ganz anders mit und wird immer wieder neu überrrascht. Außerdem geht man so ohne Erwartungshaltung rein, denn ich bin ein Mensch, der sich, wenn er vorher ein Werk gelesen hat, die Personen und die Art der ausgeführten Handlung sehr genau vorstellt. Und oft bin ich dann enttäuscht, wenn meine Erwartung und Vorstellung nicht umgesetzt wurde, dem gar widerspricht, was ja auch gar nicht schlimm sein muss.

Was soll ich sagen... Ich war beeindruckt von dem Stück. Es hat mich Szene für Szene neu überrascht, die Inszenierung war sehr dem Zeitgeist angepasst, und ich bin mir sicher, Brecht hätte seinen Spaß gehabt (vielleicht nicht an dem halbnackten Herren im silbernen Höschen an der Stange, aber auch das wäre sein Humor gewesen). Das Theater Mannheim hat ein klasse Bühnenbild mit wenigen Mitteln konzipiert, besonders das Ende hat mir richtig gut gefallen. Aber ich möchte nicht spoilern, falls jemand sich die Aufführung noch anschauen will. Es war eine beeindruckende Reise, für den Geist sowie für die Sinne. Ich hab gelacht, war gerührt und betroffen.

Aber es gab auch Sachen am Rande, die mich etwas entsetzt haben. Da war eine Schulklasse, schätzungsweise 10. Klasse, in zerrissener Hotpan und Lewis Shirt, mir dreckigen Chucks, die sich dann besonders über die älteren Leute lustig gemacht haben, die sich richtig rausgeputzt haben. Die das Stück mit Zwischenrufen probiert hat zu stören, die sich respektlos gegenüber den Darstellern und allen Mitwirkenden verhalten haben, indem sie, sobald das Stück zu Ende war, aufgestanden sind und die Leute am Rand gedrängt haben, sie durchzulassen, obwohl die Türen noch geschlossen waren. Sowas geht gar nicht.

Aber vielleicht kann man selber etwas dagegen wirken? Kein Kind geht gerne in die Oper, jedenfalls von sich aus. Wenn sie die Wahl hätten, würden sie das Kino vorziehen, am liebsten aber zu Hause bleiben. Als Außenstehender fällt es einem leicht, darüber die Nase zu rümpfen und zu reden. Hab ich auch, doch dann musste ich nachdenken: Auch ich war lange nicht in einem Theater. Und warum? Aus Bequemlichkeit. Dabei gibt es so viele tolle Aufführungen, mit denen man auch Kinder und Jugendliche für das Theater begeistern kann. Bei mir waren das zum Beispiel die Aufführungen von Die Dreigroschenoper und Ritas Education. Vielleicht sollte man als Eltern mal öfter mit Kindern ins Theater gehen, oder einfach mal selber wieder gehen. Was ich als angehende Lehrerin machen kann? Ein Theaterprojekt würde sich anbieten. Oder jedes Jahr vor Weihnachten einen gemeinsamen Theaterbesuch. Stücke suchen, die man auch im Unterricht behandeln kann.

Aber was jeder tun kann: In der Sache eine Art Vorbild darstellen. Und es wird sich lohnen, glaubt mir.
Denn ich habe gemerkt, wie gut mir dieser Abend getan hat. Grad in der Prüfungsphase tut es gut, mal raus zu kommen, an was anderes zu denken, für einen Abend abzuschalten. Aber nicht nur das Theater kann helfen, auch mal in ein Museum, ein Konzert besuchen oder einen Vortrag anhören, der nichts mit seinem eigentlichen Gebiet zu tun hat. Danach geht man mit freiem Kopf und frischer Motivation wieder an seine Arbeit.
Kultur ist wichtig, für jeden von uns. Daran sollte man festhalten und dafür sorgen, dass so etwas nicht ausstirbt.


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